Freiwilligkeiten 

 

Gerade im Training mit jungen Pferden werden wir immer wieder die Situtation haben, dass unser junges ( oder auch das ältere ) Pferd, Dinge einfach so macht. Nehmen wir zum Beispiel das Einsteigen in den Hänger. Sie finden das spannend und steigen ein, bekommen vielleicht etwas gutes zur Belohnung, sie dürfen wieder raus und das Training ist für diesen Tag abgeschlossen. Beim nächsten Training fragen wird das Pferd, ob es einsteigen will und nun will es aber nicht. Alles scheint vergessen, der Hänger unbekannt und das Pferd steht davor, stampft und schüttelt mit dem Kopf. 

Warum ist das so?

Oft bieten uns unsere Pferde Dinge an. Sie finden das spannend und sind neugierig und wollen es testen. Sie reagieren auf einen eigenen Impuls. Losgelöst von unserem. Nun kann man ja gut das Pferd Dinge entscheiden lassen, oder gewisse Sachen nur auf Anfrage verlangen. Es gibt aber gewisse Dinge, bei denen es lebensnotwendig sein kann, wenn sie verlangt werden können und auch ausgeführt werden. Da kann es durchaus sein, dass wir etwas mehr üben müssen und auch einmal auf etwas bestehen müssen!

Ich bestehe auf angebunden sein. Das übe ich lange und gut.

Ich bestehe darauf, dass mein Pferd in den Hänger steigt. Es gibt nichts schlimmeres, als wenn ein Pferd in die Klinik muss und dann nicht einsteigen will. Vom Stress für alle Beteiligten mal abgesehen, verlieren wir so auch sehr viel Zeit. Das kann auch richtig schief gehen.

Ich bestehe darauf, dass ich und der Tierarzt und ein Schmied/Hufpfleger, gefahrlos an mein Pferd können. Es gibt nichts schlimmeres, auch als Lernerfahrung für das Pferd selber, wenn ich mein Pferd sedieren muss, damit die Hufe gemacht werden können, oder ein einfaches Röntgen gemacht werden muss. Wir müssen uns überlegen, welche Emotionen dabei bei unseren Pferden ausgelöst werden und wie es solche Dinge dann verknüpft. 

Ich bestehe auf bestimmte Dinge, damit mein Pferd ein ruhiges und komfortables Leben hat und auch in schwierigen Situationen ruhig und gelassen bleibt.

Zum Schluss lerne ich meinem Pferd einfach, gewisse Situationen auch mal aus zu halten. Warum? Weil es im aller schlimmsten Fall nicht auch noch gestresst sein soll und nicht noch Angst haben soll. Darum bringen wir unserem Pferd möglichst viel bei. Damit es im schlimmsten Fall einfacher für alle geht! 

 


Die Sache mit der Geduld

Die Sache mit der Angst
Die Sache mit der Komfortzone

Alles soll schnell gehen und dazu noch einfach und auch noch gratis! Selten sehe ich jemanden, der sagt, ja, ich habe da ein Problem und ja, ich bin bereit daran zu arbeiten. Auch wenn es weh tut.
Auch wenn das heisst, ich reite mein Pferd mal nicht.
Auch wenn das heisst, ich pflege mein altes Pferd, wenn ich es nicht mehr reiten kann.
Auch wenn das heisst, dass ich auf einem anderen, sicheren Pferd noch Reitstunden nehmen muss, weil ich noch nicht sicher genug bin, um dem eigenen Pferd Sicherheit zu geben.
Auch wenn das heisst, jeden Tag oder fast jeden Tag mit meinem Pferd Basisübungen zu machen.
Manchmal ist es einfacher, nichts zu tun. Manchmal ist es einfacher, den Schnee, den Platz, das Gelände, die Kälte oder, oder, oder verantwortlich zu machen. Schlicht, es ist einfacher, andere oder anderes dafür verantwortlich zu machen, dass etwas nicht geht oder wir etwas nicht haben können. Die Schuld bei anderen oder anderem zu suchen ist sehr einfach und praktisch. Es hilft aber auf lange Sicht nichts. 
Geduld lässt sich lernen. Jeder kann das, wenn er erkennt, dass er keine hat.
Angst lässt sich bewältigen. Jeder kann das, wenn er erkennt, dass er Angst hat und warum. Jeder kann seine Komfortzone verlassen, wenn er seine Grenzen kennt und dazu bereit ist. Komfortzonen sind dazu da, sie zu verlassen. Stück für Stück.

Die Belohnung dafür ist Eigenständigkeit.
Die Belohnung dafür ist Sicherheit.
Die Belohnung dafür ist Stolz.
Die Belohnung dafür ist Gelassenheit.

Die Belohnung dafür ist Einsicht und Reflektion.

Die Belohnung dafür ist eine innere Haltung, die uns bewusst macht, was es heisst, geduldig zu sein und was es heisst, Angst zu haben und was es heisst, seine Komfortzone zu verlassen.

Mehr zu wollen und an sich zu arbeiten, damit wir unserem Pferd Sicherheit geben können. Damit wir dort helfen können, wo es nötig ist.

Was ist also nötig, damit ICH Geduld habe?
Was ist nötig, damit ICH mit meiner Angst umgehen kann?
Was ist nötig, damit ICH über meine Grenzen gehen kann?

Holen wir uns die Belohnung!

 


Fohlenarbeit, ja oder nein

 

Ist die Arbeit mit einem Fohlen im weiteren Sinn nötig, sinnvoll oder nicht.

Viele Fohlenbesitzer fragen sich, was kann oder darf ich mit meinem Fohlen machen, ohne ihm zu schaden oder es zu überfordern.

Die Stimmen sind sehr unterschiedlich. Von: auf keinen Fall, das braucht ein Fohlen nicht, die sollen ihr Leben geniessen, bis hin zu viel zu frühem longieren und mit 2.5 Jahren anreiten.

Ich bin sehr dafür, dass wir uns mit unseren Fohlen beschäftigen und sie auf ihr zukünftiges Leben als Reitpferd und Freizeitpartner vorbereiten. Nach dem Motto, was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr, handhabe ich das so, dass alles was den Körper belastet, das mache ich erst im Jungpferde Alter und nur für wenige Minuten.

Alles was den Geist beschäftigt, das mache ich. Natürlich können sich Fohlen nicht lange konzentrieren und da kann es schon genug sein, ein Halfter an zu ziehen, oder für ein paar Minuten von der Mami weg gehen, sein.

Grundsätzlich werden unsere Pferde mit Verkehr, Fluglärm, spielenden Kindern, Hunden, Menschen, die Schirme aufspannen usw. konfrontiert. Wir sind dafür verantwortlich, dass unsere Pferde Dinge in Ruhe kennen lernen können und wir können niemandem die Schuld dafür geben, der nicht mit Pferden lebt oder sich auskennt, wenn unsere Pferde sich erschrecken, sich losreissen oder einfach Angst haben.

Diese Übungen finde ich gut:

 

Führen

Zugegeben, das ist richtig schwer, wenn das Fohlen das noch nicht kann und nur seinem Mami nachlaufen konnte. Es muss erst lernen, einem Menschen nach zu laufen. Dabei kann es helfen, wenn man sich einen Helfer holt, der von hinten etwas treibt. Manchmal zieht man dabei etwas, dies sollte vermieden werden, lässt sich aber nicht immer vermeiden. Viele Richtungswechsel können etwas helfen, damit das Fohlen nicht festfriert und einfach stehen bleibt. Je mehr Zeit wir uns lassen, desto besser. Vom Mami weg, von der Gruppe weg, vom Stall weg, das sind Riesenschritte für die kleinen Knöpfe.

 

Anbinden  Dabei das Fohlen nie, wirklich nie, unbeaufsichtigt alleine lassen.

Ich binde das Fohlen gerne doppelt an. Einmal mit Halsriemen, dieses Seil ist etwas kürzer. Wenn das Pferdekind nun zieht, hat es als erstes den Druck auf dem Hals und sicher nicht am Kopf. Das zweite Seil binde ich am Halfter an, oder durchs Halfter an den Halsriemen. Man kann das Seil vom Halfter auch nur doppelt durch den Ring ziehen. So ist nie gross Druck auf dem sehr empfindlichen Genick und Kopf.

Natürlich ist das schwierig für das Pferdchen, aber mit jedem Mal wird es einfacher. Die Übung breche ich erst ab, wenn alle Hüfchen still auf dem Boden stehen.

 

Hüfchen geben

Ich lege grossen Wert darauf, dass mein Fohlen mir seine Füsschen gibt und ich diese nicht nehmen muss. Dazu klopfe ich mit dem Finger so lange ans Röhrbein, bis der Fuss gehoben wird. Das wird gelobt. Wenn das gut klappt, halte ich den Huf einen Moment, bis ich keinen Wiederstand mehr habe und setze den Huf langsam ab. Bei Ziehen oder Zappeln behalte ich den Huf solange, bis ich keinen Wiederstand mehr habe. (Sicherheit geht aber vor. Wenn ich loslassen muss, dann mache ich das)

Vorsicht: Das Klopfen am Röhrbein kann auch mit Schlagen beantwortet werden. Ich empfehle feste Schuhe und einen guten Stand in einer Position, die genug sicher ist, dass wir nicht getroffen werden. Parallel zum Pferd ist gut. Kopf weg ist gut. Handschuhe machen Sinn.

 

Wichtig ist, darauf zu achten, dass das Fohlen gut und breitbeinig steht oder sich an eine Wand stellen darf. Es hat noch kein gutes Gleichgewicht und kann ev. Noch nicht gut auf drei Beinen stehen. Es ist nicht böse gemeint, oder absichtlich, wenn das Kleine da etwas unruhig wird und das Bein abstellen will. Es ist zu unterscheiden zwischen: nicht können und nicht wollen. In der Regel können sie noch nicht!

 

Pflegen

Ich will mein Fohlen überall anfassen können, auch an den Weichteilen. Mäulchen, Ohren, zwischen den Beinen, am Hoden, am Schlauch oder am Euter ( auch wenn noch sehr klein ) um die Augen. Ich will die Zähne schauen können und die Zunge anheben. (Nie, nie, nie an der Zunge ziehen! Das Zungenbein ist sehr empfindlich und bei ruckartigem Wegziehen kann das brechen. )

Dies alles mache ich langsam aber bestimmt und immer so lange, bis das Fohlen ruhig stehen bleibt.

Dies hilft uns, wenn ich einmal Fieber messen muss, eine Wunde säubern, Augentropfen geben muss usw.

 

Verladen

Dafür muss das Fohlen gut zu führen sein und gut vorwärts gehen. Für das Verladen lassen wir uns sehr viel Zeit. Hier darf nichts schief gehen. Auch wenn das Fohlen am Übungstag noch nicht einsteigt, dann ist es wichtig, dass es in Ruhe alles anschauen darf und ich den Abbruch mache. Wenn ich merke, dass heute der grosse Kasten einfach noch zu gruselig ist, dann höre ich auf, mit etwas, was das Fohlen kennt. Vor dem Hänger stehen und geputzt werden, ruhig vor dem Hänger stehen usw. Haben wir ein erwachsenes Pferd, das das Fohlen schon kennt, kann man auch dieses erst in den Hänger bringen. Meist kennen die Fohlen das Fahren schon von einer Fohlenshow oder so. Ich bevorzuge hier ohne anders Pferd, weil es sich an mir orientieren soll. Das ist aber wirklich immer individuell. Mit dem einen Fohlen geht das und mit dem Anderen nicht.

 

Schrecktraining/Gelassenheitstraining

Folien, Raschelsachen, Ballons, Decken, PET Flaschen, Wasser und vieles mehr, können unsere Fohlen nun kennen lernen. Ruhig und mit viel Zeit. Wichtig finde ich, dass wir nicht zu schnell vorgehen und auch nicht zu viel auf einmal verlangen. Solange das Fohlen die Rascheldinge nicht anschaut und nur davon rennt, bleibe ich mit gutem Abstand dabei und höre erst  auf, wenn das Pferdekind ruhig bleibt und das Ding anschaut. Dann nehme ich es weg und mache eine Schmusepause oder was auch immer.

Wichtig ist, wir lassen uns Zeit. Wichtig ist, wir machen nur etwas mit dem Fohlen, wenn wir uns das auch selber zutrauen und wir wissen, was wir wollen und warum. Wichtig ist, wir machen nicht täglich etwas mit dem Fohlen, natürlich kann ich es jeden Tag schmusen, aber zwischen den Aktivitäten lasse ich immer mal wieder ein paar Wochen Zeit. Sie vergessen es nicht!

 

Denken sie immer an die eigene Sicherheit. Diese kommt immer vor allem. In der Routine geschehen die meisten Unfälle. Wenn wir was „noch schnell“ machen wollen passiert am Meisten. Warum ich das weiss? Aus eigener Erfahrung ; )

 

Also, Safety first.

 

 

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Der erste Sattel

In letzter Zeit fällt mir auf, dass viele Pferdebesitzer von jungen Pferden, einen günstigen Sattel zum Angewöhnen und Einreiten suchen. Wenn der dann nicht 100% passt sei es nicht so wichtig, weil der ja nur kurz gebraucht wird und dann bald nicht mehr passen würde und ein neuer her muss und das dann zu teuer ist.

 

Stellen wir uns einmal vor, unser Kind bekommt die ersten paar Schuhe für draussen. Die ersten Schritte sollen darin gegangen werden und dem entsprechend schauen wir auf ein Modell, welches gut stützt, bequem ist und eine gute Qualität hat und natürlich die richtige Grösse. Wenn die Schuhe zu klein oder eng sind, drücken diese und die ersten Schritte werden schmerzhaft sein und Tränen zur Folge haben. Sind die Schuhe zu gross oder zu weit, wird das Kind keinen sicheren Halt haben und vielleicht hinfallen.

Beides wird keine guten Erinnerungen hinterlassen und wenn die Schuhe drücken und dies nicht schnell erkannt wird, entstehen schmerzhafte Druckstellen oder Blasen. Zurück zu unserem jungen Pferd. Alles ist neu und nun ist dieses Ding auf dem Rücken. Es wackelt da rum und nun kommt da auch noch Gewicht drauf. Stellen wir uns jetzt vor, dass dieser erste Sattel ein wenig drückt, oder die Polster schon etwas hart sind, der Sattel ist vielleicht etwas zu gross und schwimmt etwas auf dem Rücken rum. Das junge Pferd wird mit dem Sattel longiert und langsam an das Reiter Gewicht gewöhnt.

Stellen wir uns Schuhe vor, die ganz gut passen und beim längeren Tragen anfangen, etwas zu drücken, oder scheuern. Nicht schlimm, aber so, dass ich die Schuhe lieber nicht mehr anziehen möchte.

So geht es unserem Pferd. Nun setzen wir uns drauf und gehen etwas Schritt und später dann Trab und vielleicht Galopp. Spätestens jetzt wird sich bemerkbar machen, wenn der Sattel nicht passt. Einige Pferde sind sehr sensibel und erinnern sich sehr gut, wenn etwas nicht komfortabel gewesen ist, zeigen dies und im besten Fall handelt der Besitzer. Im Schlechtesten, wird es als Ungehorsam abgetan.

Das ist wirklich ein schlechter Start für ein Leben mit Sattel. Hier kann sich bereits Sattel oder Gurtendruck entwickeln.

Das aller wichtigste ist meiner Meinung nach der erste Sattel.

 

Der Sattel muss passen. Punkt.

Es gibt viele Modelle, die sehr gut an zu passen sind. Besprechen sie dieses Thema mit einem guten Sattler. Lassen sie den Rücken ausmessen und regelmässig überprüfen. Hören sie auf ihr Pferd. Es wird nicht einfach so plötzlich ausweichen, den Rücken weg drücken, beim Putzen zusammenzucken oder verstopfte Talgdrüsen produzieren.

Einen guten Physiotherapeuten mit ins Boot zu holen ist sicher kein Fehler.

Bereiten sie ihr Pferd gut auf das Einreiten vor. Machen sie Rückentraining damit es das zusätzliche Gewicht schadlos tragen kann. Drei Mal die Woche gerade aus im Schritt ist keine Vorbereitung auf das Geritten werden.

Machen Sie sich einen Plan, wie sie den Rückenmuskel, der ein Bewegungsmuskel ist und kein Tragemuskel, am Besten auf einen Reiter auf seinem Rücken vorbereitet wird.

Sie legen den Grundstein für ein gesundes Leben als Reitpferd.

Sie tragen die Verantwortung für die Gesundheit ihres Pferdes.

Dieser Aufwand ist so klein im Verhältnis zu einem ganzen Pferde Leben.

Holen Sie sich Hilfe, wenn sie unsicher sind.

Es lohnt sich!